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Flyer Mahdgutübertragung

Grünlandaufwertung durch Mahdgutübertragung

 
Was ist Mahdgutübertragung?

Mahdgutübertragung ist  die Übertragung von Schnittgut einer ausgewählten Spenderfläche mit dem Ziel eine artenreiche Wiese herzustellen. Im Schnittgut befinden sich nicht nur Samen, sondern auch Sprossteile, Brutzwiebeln, Moose, Pilze, Mikroorganismen und Kleinfauna (z. B. Schmetterlingseier, die an Pflanzenteilen haften), welche von der Spender- auf die Empfängerfläche werden.  Dafür wird das Schnittgut frisch und ohne Bearbeitung direkt als Mulchdecke auf die neue Fläche gelegt.

 

Warum Mahdgutübertragung ?

Das Ökosystem „Wiese“  findet sich häufig flächendeckend in Sachsen in einem schlechten Zustand. Die Gründe hierfür liegen maßgeblich in der Veränderung  Bewirtschaftung von einer traditionellen Bewirtschaftung durch schonende Heuproduktion und -entnahme oder Beweidung hin zu einer industriellen Bewirtschaftung mit hohem Dünger- und Pestizideinsatz. Die Eindämmung des Qualitätsverlustes ließ sich in der Vergangenheit auch nicht durch staatliche Naturschutz- Fördergelder verhindern, diese sind nicht ausreichend und wenig attraktiv für moderne Landwirtschaftsbetriebe. Für Renaturierungsmaßnahmen werden Samen benötigt, da diese nicht mehr von selbst einwandern können. Mahdgutübertragung stellt hier ein kostengünstiges Verfahren dar, da ohne komplizierte Saatgutvermehrung, Samen bereitgestellt werden können. 

 

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Woher kommt das Mahdgut?

Das Mahdgut wird von sogenannten „Spenderflächen“ gewonnen, Bei der Auswahl einer passenden Spenderfläche sollte man Folgendes beachten:

  • Die Pflanzen- und Lebensraumtypen auf der Spenderfläche sollten möglichst gut zum abgestimmten Entwicklungsziel passen, das man für die Empfängerfläche hat.

  • Die Bedingungen (z. B. Boden, Lage) der Spenderfläche entsprechen weitestgehend denen der Empfängerfläche. Ggfs. sollte eine Bodenuntersuchung durchgeführt werden

  • Auf der Spenderfläche sollten möglichst viele Pflanzenarten vorkommen, die typisch für diesen Lebensraum sind.

  • Die Spenderfläche sollte groß genug sein, damit genug Material für die Empfängerfläche vorhanden ist. Die Entfernung zwischen Spender- und Empfängerfläche sollte möglichst gering sein.

  • Spender- und Empfängerfläche sollen im gleichen Ursprungsgebiet liegen (BfN 2022)

     

Wie wird eine Mahdgutübertragung durchgeführt?

Empfängerfläche Bodenvorbereitung

Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Etablierung wird Rohboden benötigt. Hierzu erfolgt zuerst die Durchführung einer Mahd, möglichst mit Abtransport des Mahdgutes, im ungünstigeren Fall durch eine Mulchmahd. Der Rohboden kann mit dem  Einsatz. einer Umkehrfräse erfolgen oder auch einer kombinierten Maschine aus Flügelschargrubber, Zinkrotor und Packerwalze mit den Funktionen Aufbrechen, Kleinschlagen und Rückverdichten.

Sollte die einzusäende Fläche mit einer Mulchmahd gemäht worden sein, ist die Einarbeitung des Mahdgutes mit einer Scheibenegge im Vorfeld erforderlich.

Maßnahme sollte 1 - 2 mal durchgeführt werden. Der letzte Durchgang sollte 2 Wochen vor der Übertragung erfolgen, um ein möglichst weitgehendes Absterben der Grünlandnarbe zu ermöglichen. Kurz vor der Übertragung wird ein feinkrümeliges Saatbett erstellt. Die Bodenvorbereitung sollte bei abgetrocknetem Boden erfolgen. Zur Herstellung von Offenlandlebensräumen auf ehemaligen Forstflächen durch Mahdgutübertragung sollte möglichst viel organisches Material (Nadeln, Astwerk, (gefräste) Stubben den Flächen entnommen werden und durch Mulchen (Maschinen mit Kettenfahrzeugen) sollte ein feinkrümeliges Saatbett geschaffen werden.

Wird ein bestehendes Grünland aufgewertet, besteht die Möglichkeit den Boden streifenweise zu fräsen. Das hat den Vorteil, dass der Boden u. a. besser vor Erosion geschützt ist. Die Streifenbreite richtet sich nach der Arbeitsbreite des eingesetzten Gerätes und sollte ein Viertel bis ein Drittel der Fläche einnehmen.

 

Mahd

Vor Durchführung der Mahd der Spenderfläche sollten evtl. vorhandene wenige Exemplare problematischer Arten wie stumpfblättriger Ampfer oder Jakobskreuzkraut ausgestochen werden. Eventuelle flächige Bereiche mit unerwünschtem Bewuchs sind vor Beerntung zu kennzeichnen (Flatterband), damit hier keine Mahd und Aufnahme dieses Bewuchses erfolgt. Die Terminfestlegung richtet sich nach der Samenreife der gewünschten Arten. Für einen optimalen Erfolg ist es wünschenswert, die Spenderfläche(n) gestaffelt dreimal zu beernten. In vielen Fällen wird es jedoch nur möglich sein, das Mahdgut eines einzigen Schnittes zu übertragen.

 

Aufbringen des Mahdgutes

Aufladen des Mahdgutes von der Spenderfläche kann nach Möglichkeit mit Hilfe von Technik erfolgen. Eine Möglichkeit ist die Nutzung eines Ladewagens, eine andere das Schnittgut zu Ballen zu pressen. Bei beiden Methoden muss das Schnittgut als Schwade auf der Spenderfläche vorliegen. Das Mahdgut sollte möglichst ohne Zeitverzug auf die Empfängerfläche transportiert werden.

Heuballen müssen auf der Empfängerfläche abgerollt werden, dies geschieht idealerweise mit einem Ballenausroller. Eine gleichmäßige Verteilung kann mit einem Heuwender sinnvoll erfolgen. Alle Tätigkeiten können auch per Hand ausgeführt werden, dies ist für kleine, schwer zugängliche Flächen (bis 2000 m²) ratsam. Auch bei allen technischen Lösungen kann begleitende Handarbeit z. B. für die regelmäßige Verteilung des Mahdgutes erforderlich werden.

Das Verhältnis von Spenderfläche zu Empfängerfläche variiert in Abhängigkeit von der Biomasseproduktion zwischen 3:1 und 1:3. Auftrag sollte flächendeckend und locker erfolgen. Der Boden soll durch die Halme teilweise sichtbar sein. Die Mulchdecke schützt den Boden und die Samen, darf jedoch nicht zur Verschattung oder Schimmelbildung führen. Sie verbleibt auf der Fläche.

 

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Wie pflege ich eine neu angelegte Wiese? 

Nach dem Auflaufen der Pflanzen ist im Herbst bei zu hohem Anteil unerwünschter Konkurrenzpflanzen, die meist durch schnelleres Wachstum die gewünschten Pflanzen verdrängt, mindestens ein sogenannter Schröpfschnitt (ca. 15 cm Höhe) vorzusehen. Bereits im ersten Jahr nach der Übertragung soll mit der extensiven Nutzung der Fläche begonnen werden. Hierzu ist es erforderlich die idealen Pflegevorstellungen zur Erreichung eines Zielzustanden mit den Möglichkeiten der Landbewirtschaftern vor Ort ggfs. mit einer Beratung zu den Fördermitteln abzugleichen. Ohne eine angepasste Pflege ist die Entwicklung einer artenreichen Wiese nicht zu erreichen und hierbei liegt, wie eingangs erwähnt, die größte Schwierigkeit.

 

Welche Vorteile bringt Mahdgutübertragung?
  • Übertragung des gesamten Saatgutes, sowie der gesamten Artengemeinschaft (Mikroorganismen, Pilze etc.), so werden auch Arten übertragen, die im Handelssaatgut fehlen

  • Optimale Angepasstheit der Arten an Klima und Standort, damit Erhalt lokaler genetischer Vielfalt

  • Weitere Vorteile für die Etablierung: Samen und Pflanzenteile sind frisch und keimfähig, die Mulchschicht schützt vor Erosion, Austrocknung und Temperaturschwankungen

  • Einfache Umsetzung ohne aufwendige Entwicklung und Zertifizierung von Saatgutmischungen

 

Quellen:

 

Eckhard Jedicke │ Herausforderungen naturnaher Begrünungen │ Auftaktworkshop RegioProD, Bernburg, 24.10.2024

 

https://mahdgut.naturschutzinformationen.nrw.de/mahdgut/de/fachinfo/methoden/auftrag

 

Land Brandenburg, Ministerium ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft: „Artenvielfalt durch Mahdgutübertragung“, Broschüre

„Wiesen- und Weiden artenreich anlegen“ - DVL-Schriftenreihe „Landschaft als Lebensraum“, 2025

 

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